Der kleine Junge, der anders sein wollte

Es war einmal ein kleiner Junge, der war anders als die anderen kleinen Jungen. Er hatte nie mit jemandem darüber gesprochen. Er wusste es einfach.

Eines Tages sagte er es: Ich bin anders.
Er sagte es in der Pause zu seiner neuen Lehrerin. Wie immer war er drinnen geblieben. Die neue Lehrerin kam auf ihn zu und fragte: Warum gehst du nicht draussen spielen mit den anderen?
Da sagte er es: Ich bin anders.
Aber nein, du bist doch nicht anders, sagte seine neue Lehrerin. Du bist ein kleiner Junge wie alle anderen auch.
Der kleine Junge sagte nichts. Er stand auf und ging nach draussen. Er ging spielen mit den anderen. Er sagte nichts, aber er wunderte sich.

Der kleine Junge spielte fortan mit den anderen und er sagte sich: Ich bin nicht anders. Ich bin ein kleiner Junge wie alle anderen auch.
So ging es eine Zeitlang. Bis eines Tages ein anderer kleiner Junge einen zweiten kleinen Jungen beim Spielen schubste. Er schubste ihn absichtlich und der zweite kleine Junge fiel hin. Die anderen kleinen Jungen kümmerten sich nicht darum und spielten weiter. Aber ein kleiner Junge spielte nicht mehr. Er wollte nicht so sein wie die anderen. Aber er war es. Er war ein kleiner Junge wie alle anderen auch. Das machte ihn traurig.

Von diesem Tag an spielte der kleine Junge nicht mehr mit den anderen. So ging es eine Zeitlang. Bis eines Tages ein anderer kleiner Junge einen zweiten kleinen Jungen beschimpfte. Er beschimpfte ihn, weil er nicht schnell genug rechnen konnte. Die anderen kleinen Jungen kümmerten sich nicht darum. Aber einen dritten kleinen Jungen machte es traurig. Er hatte den Schmerz in den Augen des zweiten kleinen Jungen gesehen. Er hatte gesehen, dass Worte genauso böse sein konnten wie Taten. Er wollte nicht so sein wie die anderen. Aber er war es. Er war ein kleiner Junge wie alle anderen auch. Das machte ihn noch trauriger.

Von diesem Tag an schwieg der kleine Junge. Niemand kannte die Ursache. Niemand wusste, dass der kleine Junge verhindern wollte, dass seine Worte böse waren und Schmerz in die Augen von anderen kleinen Jungen brachten. Dass er anders sein wollte. Aber dass er es nicht war. Dass er ein kleiner Junge war wie alle anderen auch.